Um das ländliche Leben fernab des Trubels kennenzulernen, haben wir uns dafür entschieden von Luang Prabang aus eine Homestay-Experience in einem abgelegenen laotischen Dorf zu machen. Dort verbrachten wir eine Nacht bei der Familie von Kham – einer sehr netten Laotin, die mittlerweile in Luang Prabang lebt und ihre Wurzeln im idyllischen Dorf Muang Soune hat. Seit 2010 bietet sie unter dem Namen Homestay Laos Erlebnisse wie diese für Touristen an.
Homestay im Dorf Muang Soune
Unser Aufenthalt im abgelegenen Dorf Muang Soune war eine einmalige Gelegenheit, das ländliche Leben in Laos hautnah zu erleben. Mit einem Teil der Familie unserer Gastgeberin Kham ging es in einem kleinen, vollgepackten Auto auf holprigen Straßen in Richtung Dorf. Die Reise verlief nicht ganz ohne Zwischenfälle – Khams kleiner Neffe erwies sich als etwas reisekrank und hinterließ uns ein kleines Andenken im Auto. Doch solche Details gehören eben zum Abenteuer dazu!
Auf dem Weg zum Dorf ging es für uns direkt auf einen traditionellen Markt. Hier fanden sich frisch geerntetes Gemüse, exotische Früchte, verschiedene Gewürze und aromatische Kräuter. Zwischen den Ständen stapelten sich Säcke mit Reis, getrocknetem Fisch und geräuchertem Fleisch. Besonders spannend waren die Stände mit traditionellen Snacks und süßen Kleinigkeiten, sowie Körbe mit lebenden Hühnern und Bottiche mit lebenden Fischen. An einem der Stände wog sich Khams Mutter kurzerhand selbst auf einer großen Reiswaage – sehr zur Belustigung der umstehenden Händler. Nach dem Marktbesuch bereitete die Familie ein traditionelles Mittagessen vor. Es gab Laap, den berühmten laotischen Salat aus gehacktem Hühnerfleisch, frisch gepflückten Kräutern, Limettensaft und geröstetem Reis sowie Mok Pa, ein in Bananenblättern gedämpfter Fisch, der mit Zitronengras und frischen Kräutern verfeinert war.
Auf Entdeckungstour durch das Dorf & die Reisfelder
Am Mittag führte uns ein entspannter Spaziergang durch das Dorf und die umliegenden Reisfelder. Dabei zeigte uns Kham das tägliche Leben der Dorfbewohner und einige ihrer Gemeinschaftseinrichtungen – von der kleinen Schule bis hin zum Friseur und dem bescheidenen Krankenhaus. Es war eindrücklich zu sehen, wie anders hier die Standards sind. Die Schule, ein einfaches Gebäude mit wenigen Räumen, ist das Herzstück für die Kinder im Dorf, die mit strahlenden Augen vorbeiliefen und uns neugierig musterten. Der Friseur, ein schlichter Raum mit nur einem Stuhl und einem Spiegel, bot Haarschnitte zu einem Preis, der in Deutschland undenkbar wäre – gerade einmal 50 Cent.
Auf dem Weg durch das Dorf grüßten uns die Dorfbewohner freundlich und schienen sich über unseren Besuch zu freuen. In den Reisfeldern angekommen, bekamen wir die Möglichkeit uns selbst im Reisanbau zu versuchen. Es war eine mühsame, aber unvergessliche Aufgabe – und auch unsere Füße wurden hierbei ein wenig dreckig. Der Weg zurück erfolgte auf einem “Traktor”, womit uns der Onkel von Kham abholte und uns durch holprige Gelände zurück zum Haus brachte.
Unterwegs auf dem Fluss Nam Ou & Ameisenspektakel
Am Nachmittag stand eine spannende Bootsfahrt mit Khams „Alles-Könner“-Onkel auf dem Programm. Gemeinsam tuckerten wir auf seinem schmalen Boot über den ruhigen Fluss, umgeben von unberührter Natur.
Ein Highlight der Fahrt war ein Stopp an einer Bunkerhöhle, die tief in den Fels hineingeht und laut Erzählungen der Dorfbewohner während des Krieges Schutz bot. Im Anschluss zeigte uns Khams Onkel seine Fangmethoden. Er legte Netze aus, um Fische zu fangen, und erklärte uns stolz, wie wichtig diese traditionellen Techniken für die Dorfgemeinschaft sind. Es war faszinierend, ihm dabei zuzusehen und mehr über die handwerklichen Fähigkeiten zu erfahren, die hier über Generationen weitergegeben werden.
Am Abend versammelten wir uns mit der Familie um ein kleines Lagerfeuer, das vor dem Haus entzündet wurde. Die Stimmung war entspannt, und das leise Knistern des Feuers mischte sich mit dem Klang der nächtlichen Natur. Wir saßen beisammen, lachten und genossen die ruhigen Momente nach einem ereignisreichen Tag.
Plötzlich sprang Khams Onkel unvermittelt auf und fragte uns mit ernster Miene, ob wir vielleicht Essen in unserem Zimmer hätten. Ein wenig überrascht verneinten wir, aber bevor wir nachfragen konnten, war er schon verschwunden. Etwas ratlos schauten wir uns an und fragten uns, was das zu bedeuten hatte.
Nach kurzer Zeit kehrte der Onkel jedoch zurück – dieses Mal mit einem großen Stock, welche er als improvisierte Fackel einsetzte. Mit überraschender Zielstrebigkeit machte er sich daran, die Wände des Holzhauses abzusuchen und richtete seine Fackel auf eine lange Ameisenstraße, die sich an der Holzwand entlangzog. Mit geübten Bewegungen begann er, die Ameisen mit der Flamme zu verbrennen. Offensichtlich hatten die Insekten das Haus als abendliches Ziel auserkoren, und unser Onkel wusste genau, wie er damit umgehen musste. Eine Situation, die uns für immer im Gedächtnis bleiben wird!
Almosenzeremonie & Rückreise
Am nächsten Morgen standen wir sehr früh auf, um an der Almosenzeremonie im Tempel des Dorfes teilzunehmen – einem tief verwurzelten Ritual, das in vielen Teilen von Laos gefeiert wird. Drei Mönche, in ihren leuchtend orangefarbenen Roben, empfingen nach dem Gebet und traditionellen Gesängen die Almosen der Dorfbewohner. Es war eine stille, fast meditative Atmosphäre, in der jeder eine kleine Gabe, sei es Reis, Früchte oder frisch zubereitete Gerichte, in die Schalen der Mönche legte.
Nach der Zeremonie machten wir uns auf einen weiteren Spaziergang durch das ruhigere, weniger besuchte Viertel des Dorfes. Dort begegneten wir Menschen bei ihrer täglichen Arbeit, bestaunten das einfache, aber faszinierende Leben inmitten der Natur und hatten die Gelegenheit, noch eine andere Ecke des Dorfes zu entdecken.
Gegen Mittag brachte uns Kham mit ihrem Auto zurück nach Luang Prabang. Rückblickend betrachtet, war die Zeit mit Kham & ihrer Familie in ihrem Heimatdorf ein echtes Highlight unserer Reise, welches wir allen Reisenden, die auf der Suche nach authentischen Erlebnissen abseits der ausgetretenen Pfade sind, wärmstens empfehlen können.